Wertschätzende (= Gewaltfreie) Kommunikation
Die KI-Veranstaltung „Wertschätzende Kommunikation – Gewaltfreie Kommunikation“, die in der großen Jurte des Ostforums stattfand, fand mit über 25 Teilnehmern großen Zuspruch und die Referentin Anja Janetzky schaffte es mit ihrer Präsentation, das Thema gut strukturiert und zugleich lebendig bei den vielen aktiven Teilnehmern präsent werden zu lassen. Die Aufgeschlossenheit, Achtsamkeit und Wachheit der Teilnehmer fand ich bemerkenswert. Sie schafften es, trotz sehr lauten Regens den Vortrag und die anschließenden Fragen zu verfolgen.
Wofür brauche ich die? Ist das ernst zu nehmen? Ja, es ist ernst zu nehmen. Der Gründer, als Bürger jüdischen Glaubens in den USA lebend und sich dort ausgegrenzt fühlend, fand eine neue Sprache, mit der sich sein Leben und das vieler anderer deutlich angenehmer gestalten ließ. Es geht um den Wechsel von einer wolfartigen zu einer giraffenartigen Sprache.
Wie Marshall Rosenberg haben viele von uns (fast) jeden Tag mit Menschen zu tun, die uns auf negative Art begegnen, deren Umgang wir als unangenehm empfinden und die uns oft Kraft und auch gute Ergebnisse in unserer Arbeit kosten. Ist das Gegenüber einfach nur dumm, borniert, ignorant, wie vielleicht manche denken? Oder hat es genauso Vorbehalte wie wir, fühlt sich suboptimal behandelt und möchte mehr Wertschätzung, mehr Anerkennung?
Rosenberg meint ja, und zerlegt unsere manchmal unreflektierte innere Reaktion in mehrere Teile:
- Fakt
- Gefühl
- Bedürfnis
- Bitte
Oft wollen wir, dass unser Gegenüber etwas tut. Gleichzeitig wollen wir nicht unbedingt etwas tun, was unser Gegenüber von uns fordert. Was tun?
Wir können uns fragen:
- Was ist objektiv passiert? (ganz ohne Gefühle und Forderungen): z. B. genaue Wortwahl des anderen, körperliche Handlungen so sehen, wie sie waren, möglichst emotionsfrei (als wären wir unbeteiligt gewesen)
- Welche Gefühle sind aufgrund dieses Faktums bei mir entstanden? Fühle ich mich wütend, verletzt, traurig? (hinter fast jeder Wut steckt eine Traurigkeit)
- Welche Bedürfnisse stehen hinter dem Gefühl? Bei Angst: nach Sicherheit, bei Traurigkeit nach Tröstung, bei Wut nach einem Ohr, das uns zuhört…
- Eine konkrete Bitte macht den Weg optimal frei, dass wir bekommen können, was zu unserem Bedürfnis passt. Einer Bitte gegenüber begegnen die Menschen deutlich aufgeschlossener gegenüber als einer Drohung oder einem unkonkreten Wutausbruch oder dem beliebten betretenen Schweigen. Eine Bitte darf auch mit einem „Nein“ beantwortet werden und bietet damit zugleich einen sympathischen Freiraum für den anderen: Er kann sich in seiner Freiheit akzeptiert fühlen. Zu bitten erhöht die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rückmeldung
Bitte nicht gleich mit diesem Rezept eine Prügelei auflösen wollen. Sprache zu erlernen dauert. Aber: Schon mit wenigen Worten sind erste Erfolge erzielbar.
Ich habe z. B. mit wenig Aufwand meine Situation in der Kulturinitiative deutlich angenehmer gestaltet, und das gewaltfreie Podiumsgespräch, das wir auf dem letzten Fest der Kulturinitiative im Mai zum Thema Ausgrenzung führten, hat zur Klärung und Entspannung der Verfechter der verschiedenen Meißnerlager beitragen können. Wir habe danach sehr viele deutlich positive Rückmeldungen bekommen.
Die wertschätzende Kommunikation bietet die Chance, mit Konflikten viel entspannter umzugehen.
Offenes Gespräch zum Thema: „Was wäre, wenn dies das erste Meißnerlager wäre – Forderungen der Jugend“
Zugegeben, die meisten unter uns waren nicht mehr jugendlich im strengen Sinne. Es wurde sehr schnell deutlich, dass die Anforderungen der Gesellschaft an die Jugendlichen immens sind. Eine Einseitigkeit an intellektueller Forderung, weniger Freiraum zur eigenen Entfaltung oder Vertiefung interessanter – auch im Unterricht angebotener – Themen. Der Druck durch das veränderte Bildungssystem lässt junge Menschen wünschen, mehr Freiräume, mehr eigene Räume zu haben. Vielleicht wäre es manchmal auch einfach nur schön, mal nichts leisten zu müssen – oder wollen zu müssen. Dass Jugend heute sehr unterschiedlich ist und sehr unterschiedliche Wünsche hat und vertritt, dass sie vielleicht nur ein Querschnitt durch die Gesellschaft mit ihren sehr unterschiedlichen Gruppen und Anforderungen ist, das ist hier deutlich geworden.
Vielleicht wünschen sich die Älteren auch zu sehr, dass die Jungen aufmüpfig sind, etwas verändern wollen und das auch lautstark verkünden.
„Es ist doch so, dass sie [die Jugend] selbst Teil der Gesellschaft ist, dass sie selbst dafür verantwortlich ist, was in Zukunft sein wird und was nicht. Die Jugend muss also Forderungen an sich selbst stellen. Das ist weitaus schwieriger als die Missstände bei den anderen zu beklagen. Sich bewusst darüber zu werden, was in dem heute existierenden Zustand nicht mehr akzeptabel ist und dringend verändert werden muss, ist schon eine Leistung. Dann aber auch noch die Lösung für das Problem, einen Besserungsvorschlag zu finden, ist ein Kunstwerk. Zu guter Letzt den eigenen Ansatzpunkt zu finden, dort wo Fähigkeiten und Leidenschaft mit einer Besserungsidee übereinstimmen, ist eine Herausforderung.“
Das Fazit der jugendlichen Teilnehmerin Camilla